Hahn - ein dorf im hunsrück

Ortsgemeinde Hahn im Hunsrück

Die erste urkundliche Erwähnung der Ortsgemeinde Hahn war um 1120 in einem Urkundenbuch. Auf der Gemarkung finden sich sowohl römische als auch fränkische Siedlungsspuren. Die Gemeinde ist Namensgeber für den, nur wenige hundert Meter entfernten, Flughafen Frankfurt-Hahn. Der frühere NATO-Flugplatz wurde im Rahmen des Aufbaus der Nordatlantischen Verteidigungsorganisation im Jahr 1952 errichtet. Mehr als 14.000 Soldaten lebten mit ihren Angehörigen zu dieser Zeit auf dem Hunsrück. Nach Ende des "Kalten Krieges" verlor der Flugplatz seinen Sinn und wurde von den Amerikanern 1991 aufgegeben. 1993 wurde der Flughafen dann in einen zivilen Flugplatz umgewandelt und ist seither Standort von Fracht- und Passagierverkehr.

Das Ortswappen

Ortswappen Hahn im Hunsrück

Wappenbeschreibung:

In Blau ein goldener Schrägrechtsbalken, belegt mit einem schwarzen aufsteigenden Düsenjäger. Vorne drei goldene Getreidehalme mit Ähren und Blättern, hinten gekreuzt ein goldener Hammer und ein goldener Schlägel.

Wappenbegründung:

Die Farben Blau und Gold entstammen dem Wappen der ehemaligen vorderen Grafschaft Sponheim. Die immer noch aktive Landwirtschaft in der Ortsgemeinde Hahn wird durch Getreidehalme und Ähren heraldisch ausgedrückt. Die beiden Grubenhämmer stehen als Symbol für den, in der Vergangenheit betriebenen Schieferabbau in den Gruben des Ortes. Der Düsenjäger in der Mitte des Wappens ist ein Element der Gegenwart und Zukunft und verdeutlicht die Nähe des Ortes zum ehemaligen amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Flughafen Hahn.

Die Simultankirche

Simultankirche Hahn

Die Simultankirche "Sankt Antonius" liegt am Fuße des Ortes in einem kleinen Wiesental. Sie ist die kleinste und zugleich zweitälteste Simultankirche im Rhein-Hunsrück-Kreis. Der romanische Westturm entstand um 1370, er nutzte den Menschen damals auch als Schutz- und Fluchtturm. Chor und Langhaus wurden etwa 100 Jahre später an den Turm angefügt. Seit 1998 wird die idyllisch gelegene Kirche in der Nacht beleuchtet. Der Schutzpatron der ca. 650 Jahre alten Kirche ist der heilige Abt Antonius der Große. Auf einer römischen Ansiedlung entstand der Kirchturm als Schutzturm. Der Umbau zur Kirche erfolgte nach und nach. Heute trägt der Turm zwei Glocken aus Bronze, die seit den 90er Jahren automatisch angetrieben werden. Zuvor wurden sie an Seilzügen gezogen, erst hoch oben im Turm, später dann am Boden der Kirche.

Der Altar steht auf einer spät gotischen Altarmensa. Auch der Sakramentsschrein in der Chorwand ist spät gotisch.

Die Kirche und die umstehende Ahornbaumgruppe sind jeweils als Kulturdenkmal eingetragen.

Meilensteine

1370 - der Turm wird als Schutzturm auf einer römischen Ansiedlung erbaut.

1450 - entsteht die spät gotische Altarmensa, auch die Fischblasenmaßwerkfenster sind aus dieser Zeit

1470 - an den Turm werden Langhaus und Chor angebaut.

1489 - die Glocken werden gegossen, eine davon gibt es noch heute, sie ist 200kg schwer und hat den Ton "A"

1508 - erste urkundliche Erwähnung, Besitzer der Kirche ist Johannes von Briedel

1516 - der heute noch vorhandene aber inaktive Dachstuhl wird aufgestellt

17.05.1689 - die Kirche wird zu einer der ältesten Simultankirche

1720 - erfolgte ein umfangreicher Umbau und eine Renovierung, die Kirche erhält heutige Erscheinungsbild

1730 - die Kanzel wird aufgestellt

1748 - der Altar wird auf der spät gotischen Altarmensa erbaut

1823 - bis zu diesem Jahr zahlt die Gemeinde Hahn ein Kirchenzins an Briedel

1850 - die Friedhofsmauer wird gebaut

1851 - die Ahorn-Baumgruppe wird gepflanzt

1895 - die jüngere Glocke, 225kg, Ton "Dis", wird aus einer der ursprünglichen Glocken, die um 1890 gerissen war, umgegossen

1923 - das Kriegerdenkmal wird aufgestellt

1974 - die Leichenhalle wird erbaut

17.07.1980 - die Kirche wird zum Kulturdenkmal

31.10.1981 - auch die Baumgruppe wird zum Kulturdenkmal

1994 - eine Läuteautomatik wirde eingebaut

1998 - Installation der Fassadenbeleuchtung

2008 - erfolgt die letzte große Renovierung

Der flugahfen

Viele Mutmaßungen gibt es zu dem Thema, wie der ehemalige Nato-Flughafen Hahn zu seinem Namen gekommen war. Sie reichen von der These, das die Amerikaner den langen Namen Lautzenhausen nicht aussprechen konnten, bis zur Aussage, Hahn hätte am meisten Land verloren. Genaues konnte niemand sagen.

Nach der ab 1945 sich zuspitzenden Spannungen zwischen Ost und West und der Gründung der NATO 1949, schlossen die französische und die amerikanische Besatzungsmacht ein Abkommen über den Bau von NATO- Flugplätzen in der französisch besetzten Zone Rheinland-Pfalz. Auf Grund dieses Abkommens wurde von der französischen Besatzungsmacht im Feb. 1951 mit dem Bau des Flugplatzes Hahn begonnen. (1)

 

Meilenstein

Februar 1951

Die französische Besatzungsmacht beginnt mit dem Bau

September 1952

Inbetriebnahme durch die US-Streitkräfte

22. Mai 1993

Der erste zivile Charterflug startet in Richtung Mallorca, im September übergeben die US-Streitkräfte den Flughafen an die zivile Nutzung

22. April 1999

Die erste Ryanair-Maschine landet am Hahn

1. März 2017

Die HNA aus China übernimmt 82,5 % des Flughafens

 

Über ein besonderes Ereignis jener Zeit erfuhr Dieter Ochs-Wedertz in getrennten Gesprächen mit Zeitzeugen aus Hahn, Albert Theis und Kunibert Willwerth, dieser später wohnhaft in Lautzenhausen. Demnach hat sich in Hahn folgendes ereignet: Im Januar 1951 war die Hahner Holzhauerrotte mit den o. a. Männern im Distrikt Wolfsborn, heute im Flugplatz gelegen, tätig, als zwei Beamte der französischen Besatzungsmacht zu ihnen kamen. Diese forderten sie auf, die Arbeiten einzustellen, denn in wenigen Wochen würde an gleicher Stelle ein Nato- Flugplatz gebaut. Die Holzhauer staunten nicht schlecht, als man ihnen einen Plan zeigte, auf dem Rollbahn und Nebengebäude schon eingetragen war. Auf dem Plan stand damals schon in der Überschrift ”Flugplatz Hahn”.

Dieser Plan hatte einen großen Unterschied zur heutigen Bebauung. Die vorgesehene Fläche für den Flugplatz war 750 ha groß (s. Skizze).

Im Bericht des Amtsbürgermeisters von Büchenbeuren vom 15.02.1951 (5) wird u. a. vermerkt: „...Am Donnerstag, den 08.02.1951 erschienen bei den Bürgermeister von Hahn und Lautzenhausen Ingeneure der Fa. Holzmann AG und legten die Anweisung einer französischen Dienststelle vor, nach welcher zwischen den Ortschaften Hahn, Bärenbach, Lautzenhausen und Raversbeuren zu beiden Seiten der Hunsrückhöhenstraße, der Plan für den Bau eines Flugplatzes aufzustellen sei. Nach zwischenzeitlichen Besprechungen mit dem Ingenieur Mielke habe ich die Herren der Bauleitung zusammen mit den beteiligten Bürgermeistern, dem Herrn Forstmeitster und den 1.Amtsbeigeordneten Herrn Schüler zu mir zu einer Besprechung eingeladen, in der nun ein Überblick über die Wald und Ackerflächen gegeben wurde, die durch den Bau des Flugplatzes in Mitleidenschaft gezogen werden. Nach dem vorliegenden Kartenmaterial liegen die Ecken des 750 ha großen Quadratischen Areals ungefähr auf den Ortschaften Hahn und Lautzenhausen in der Diagonale und die andere in der Nähe von Bärenbach und Raversbeuren. Die Gemeinde Hahn, durch deren Waldfläche die insgesamt 520 Meter breite Rollbahn führt (davon 45m Zementbahn), verliert dadurch fast ihren gesamten Waldbestand. Auch die Gemeinden Lötzbeuren und Raversbeuren werden durch die Trasse beachtlich in Mitleidenschaft gezogen. Die Seite unterhalb der Hunsrückhöhenstrasse, soweit sie als Flugplatzgelände dienen soll, umfasst den gesamten Waldbestand von Lautzenhausen und einen grossen Teil des Bärenbacher Waldbestandes. Diese Waldstrecke die an und für sich nur die Abstellplätze und Lager aufnehmen soll, bleiben in ihrem Bestand im Großen und Ganzen erhalten.“

Alle Gebäude, die heute Richtung Lautzenhausen liegen, waren auf Hahner, Raversbeurener und Lötzbeurener Gemarkung vorgesehen. Auch die Hunsrückhöhenstraße sollte in ihrer alten Führung erhalten bleiben (s. Skizze). Nach genauer Besichtigung der ausgewiesenen Fläche stellten die Flugplatzplaner jedoch fest, dass die Geländeverhältnisse für eine Bebauung sehr ungünstig war. Aus diesem Grund entschied man sich, auf die andere Seite der Hunsrückhöhenstraße, nach Lautzenhausen, auszuweichen. Hier gab es weniger Gefälle und auch die Unebenheiten im Gelände waren geringer. Die Rollbahn blieb aber an gleicher Stelle, dafür musste nun die Hunsrückhöhenstraße um das Flugplatzgelände geführt werden. Wahrscheinlich auch durch politischen Druck auf die Verantwortlichen sowie durch massive Proteste der Bevölkerung erfolgte die Verlegung und die Verkleinerung der Flugplatzfläche auf nur noch 565 Hektar. Dies kam den Gemeinden Hahn und Raversbeuren zu Gute, die den größten Teil ihrer schon verloren geglaubten Gemarkung behalten konnten.

Der Flugplatz wurde nicht mehr von den Franzosen in Betrieb genommen, sondern den US-Streitkräften im September 1952 zur Benutzung überlassen3. Somit dürfte feststehen das die Amerikaner mit der anfänglichen Planungs- und Bautätigkeit, sowie mit der Namensgebung, wie immer angenommen wird, nichts zu tun hatten. Den Namen Hahn erhielt der Flugplatz, weil die erste Planung vorsah, die gesamte Bebauung direkt hinter dem Dorf beginnen zu lassen. Dadurch hätte Hahn, wie heute Lautzenhausen, fast im Flugplatz gelegen. Auch hätte Hahn die größte Fläche an Wald und Ackerland verloren.

Nach der Änderung des Bauplanes und der Übernahme durch die Amerikaner, kam von einigen Personen der Vorschlag den Flugplatznamen in Lautzenhausen umzuändern. Dagegen wehrten sich aber die Amerikaner, weil Hahn für amerikanische Zungen tatsächlich leichter auszusprechen war. Deshalb gab es keine Änderung des Projektnamens “Flugplatz Hahn”. (4)

 

Text und Fotos von

Dieter Ochs-Wedertz

Stand 02.05.2020

 

Quellen:
1. Chronik der Verbandsgem. Kirchberg 1789 - 1983 S. 285 (Carla Regge)

3. Chronik VbGm Kirchberg S.286
4. Info v. Frau Kunz Flhf Hahn

 

5 Jahrbuch der westdeutschen Landesgeschichte 29. Jahrgang 2003 - Rheinland-Pfalz als Flugzeugträger der NATO v. Karl Heinz Rothenberg